Radhose ist nicht gleich Radhose. Es gibt wenige Arten von Beinkleidern, die dermaßen immer wieder überdacht und mit technischen Innovationen angereichert und variiert werden, wie die spezielle Hose für das Radfahren. Mit den Varianten ergeben sich zunehmend Fehlerquellen bei der Wahl einer ‚perfekten‘ Radhose, denn die ist nicht für jeden und jede dasselbe Modell. Modische Aspekte wie Farben sollen hier natürlich ignoriert bleiben. Es geht rein um Tragekomfort und Nützlichkeit.
Checkliste für den Kauf – darauf muss man achten
Radfahrstil, auf den die Hose abgestimmt sein soll
Aerodynamik durch hauteng anliegende Hosen macht nur Sinn, wo hohe Geschwindigkeit das Ziel ist, also im Rennradsport. Tourenradfahrer oder MTB-Fahrer, usw. brauchen das nicht.
Geschlecht
Eingearbeitete Polster sind unterschiedlich ausgeformt, adaptiert zu den unterschiedlichen Geschlechtsmerkmalen von Mann und Frau. Daher gibt es keinen echten ‚Unisex‘ Charakter für Radhosen.
Witterung und Außentemperaturen
Auch eine Radhose kann noch wärmende Funktion haben, wenn es kalt ist. Niemand muss sich beim Radfahren eine Unterkühlung holen, wenn isolierende Kleidung davor schützen kann. Es geht aber auch darum, Hautatmung und Feuchtigkeitshaushalt zu regulieren.
Polsterung gegen Beschwerden
Neben dem Sattel ist die darauf sitzende Radhose von Bedeutung, wenn es darum geht, Strapazen im Schritt, am Gesäß oder an den Innenseiten der Oberschenkel zu vermeiden, wie sie durch stundenlange Auflastung und Reibung entstehen können.
Materialmix
Die Angaben zu in der Radhose verwendeten Materialien, die bei einer echten Radhose nie aus nur einem Stoff besteht, verraten, welche Aufmerksamkeit den diversen Problemzonen beim Konzipieren des Produkts geschenkt wurde – oder auch nicht.
Passt, wackelt und hat Luft?
Eine Radhose besteht aus einer Mischung von Materialien, die auf die unterschiedlichen Klimaregionen des menschlichen Körpers abgestimmt sind. Gleichzeitig soll sie Polsterung bieten für solche Zonen, wo mit dem Fahrradsattel Reibungen und Auflastdruck – möglicherweise über Stunden – auftreten können. Während diese Aufgaben bewältigt werden sollen, hat der Hersteller auch noch auf anatomische Unterschiede zwischen Frauen und Männern zu achten, weiter gibt es natürlich Abweichungen im Körperbau (innerhalb einer Geschlechtskategorie), die mit Muskelausprägung, Fettgehalt und Statur zu tun haben und immer noch von derselben Radhose (einer Konfektionsgröße) bewältigt werden sollen. Die Kunst besteht daraus, möglichst viele dieser Anforderungen im selben Produkt erfüllen zu können.
Körperzonen und darauf ausgerichtete Eigenschaften
Die Aufsitzfläche am Gesäß hat abriebfest zu sein, während darüber, zum Rücken hin, atmungsaktives Material gefordert ist. Halt wird geboten über eingearbeitete Silikonelemente. Die ideale Hose bedient also jede Körperzone nach eigenen Erfordernissen. Die windschnittigen Radhosen der Rennradfahrer, ‚Tights‘ genannt, sind betont auf Körperkontur geschnitten und passen sich mit elastischem Material an die Körperform an. Wo viel geschwitzt wird, wünscht man sich antibakterielle Kunstfaser und schnell trocknenden Stoff, damit nichts von entweder Schweiß oder Regenwasser trieft und infolgedessen an der Haut anklebt. Herren tragen auch gerne eine ‚Bib‘ – eine Radhose mit Trägern und hoher Rückenpartie. Letztere hat betont atmungsaktiv zu sein, da über die Rückenoberfläche geschwitzt wird. Die Vorderseite einer Radhose sollte dagegen winddicht sein und hat den Oberschenkeln UV-Schutz zu bieten.
Im Winter oder auf dem E-Bike darf mehr Körperwärme zurückbehalten werden
Der Siegeszug des E-Bikes in letzten Jahren hat wieder andere Radhosen erforderlich gemacht. Auf E-Bikes wird nämlich weniger intensiv gestrampelt, was bedeutet, dass weniger Wärmeentwicklung durch arbeitende Muskeln stattfindet. Daraus folgt, dass eine Radhose für den E-Biker tendenziell wärmer gefüttert sein sollte, damit ihm nicht kalt wird, während die Beine weniger beansprucht werden. Ein Hersteller wird davon nicht völlig unvorbereitet getroffen, er kann Anleihen bei seinen Radhosenmodellen für die kalte Jahreszeit, wo man schon diese erhöhte Wärmeisolierung haben wird, nehmen. Vielleicht nicht unbedingt mit der Beinlänge einer Winterhose, die bis zum Schuhwerk zu reichen pflegt. Mountainbiker sieht man dagegen in eher weit geschnittenen Radhosen. Das hat mit Schutz gegen Äste und Dornengebüsch am Wegesrand zu tun.
Fazit
Ausgehend vom verwendeten Radmodell und den Vorlieben zum Betätigungsfeld lässt sich schon eingrenzen, welche Radhose mit welchem Schwerpunkt für den Radfahrer besser infrage kommen. Darüber hinaus wird es eine Frage des Geldbeutels sein, wie viel Hightech in der Stoffkomposition für ihn in eine vertretbare Radhose gehört.